Das Krankheitsbild Fructose-Malabsorption bzw. intestinale Fructoseintoleranz tritt wesentlich häufiger auf als die hereditäre Fructoseintoleranz.
Professor Dr. Gitzelmann schreibt in der DMW 1991, 16. Jahrgang, Nr. 28/29, folgendes:
“Die Erkenntnis, dass einer von drei gesunden Erwachsenen und vielleicht zwei von drei Kindern oral eingenommene Fructose (0,7 bis 2,0g/kg Körpergewicht) unvollständig resorbieren, ist noch nicht sehr alt. Tatsächlich kommt es bei vielen Menschen nach Einnahme von Fructose, Früchten und anderen fructosehaltigen Nahrungsmitteln zu abdominellen Symptomen (Bauchbeschwerden), wie zum Beispiel Blähungen, Darmgeräuschen, Koliken und wässrigen Durchfällen. Diese Symptome verschwinden nach Eliminierung (Vermeidung) der Fructose bzw. Sorbit aus der Nahrung”
Seit März 1993 erreichen uns fast täglich Anfragen zu diesem Krankheitbild. Hier einige Hilfestellungen zur Diagnose:
Dazu schreibt Herr Professor Schettler in der Inneren Medizin, Band II, 9. Auflage, folgendes:
“Primäre Malabsorption: Störung der Transportvorgänge in der Dünndarmschleimhaut ohne Veränderungen der Organstruktur.
Sekundäre Malabsorption: Verminderung des Aufnahmefähigkeit im Darm bei gleichzeitigen Veränderungen der Organstruktur in der Dünndarmschleimhaut oder Abflusssbehinderung aus den Oberflächenzellen. Es steht somit zu wenig Aufnahmefläche für Stoffe aus dem Darminhalt in die Blut- und Lymphbahnen zur Verfügung.”
Störung der Verdauung und der Aufnahmefähigkeit im Darm kommen bei zahlreichen Krankheiten des Magen-Darm Trakts, der Galle, der Leber, der Bauspeicheldrüse und im Verlauf von andern Grunderkrankungen vor. Handelt es sich um eine primäre Fructose-Malabsorption, kommt es in wenigen Tagen mit einer fructosearmen Diät zu einer merklichen Besserung des Allgemeinzustandes. Wenn es sich um eine sekundäre Fructose-Malabsorption handelt, dann kann eine diätetische Behandlung nur zum Erfolg führen, wenn zuvor eine vollständige Diagnose erstellt worden ist. Wird die Ersterkrankung bei der Behandlung vernachlässigt, greift die streng fructosearme Diät nicht.
Medizinische Publikationen unter: www.kup.at/kup/pdf/305.pdf
Und die Ergebnisse der Datenbank zu “Fructose” unter www.kup.at/perl/journals.pl?q=Fruktose*.
Bei der Fructose-/Sorbitmalabsorption ist ein tägliches Ernährungsprotokoll sehr wichtig. Nur so können die verschiedenen Auswirkungen und die individuelle Toleranzschwelle aufgrund der entspechenden Diät festgestellt werden. Wir stellen Ihnen hier zwei Diätformen dar, Sie können beide ausprobieren und dann individuell entscheiden, mit welcher Diät Sie besser zurechtkommen:
Die wichtigsten biochemischen Veränderungen bei einem Defekt
der Fructose-1,6-Bisphosphatase sind eine Ansammlung von
Vorläufersubstanzen der Glukoneogenese (Laktat, Alanin in der
Zelle und im Plasma) und ein Abfall der Glucosekonzentration im
Blut. Die häufigsten klinischen Zeichen dieses
autosomal-rezessiv vererbten Enzymdefektes sind
Hyperventilation bei metabolischer Azidose, eine muskuläre
Hypotonie und eine meist mäßige Hepatomegalie. In über 50% der
Fälle tritt die metabolische Azidose bereits vor dem 4.
Lebenstag auf und manifestiert sich unabhängig von der Zufuhr
von Fructose. Im Säuglings- und Kleinkindesalter können
Attacken durch fieberhafte Erkrankungen oder längere
Nüchternperioden ausgelöst werden. Sogar generalisierte
Krampfanfälle und länger anhaltende komatöse Zustände sind
beschrieben. Die Bestimmung der Enzymaktivität der
Fructose-1,6-Bisphosphatase kann im Lebergewebe, in Leukozyten
und in der Dünndarmmukosa erfolgen. Bei der
Enzymaktivitätsbestimmung in der Dünndarmmukosa ist zu
beachten, dass zu dieser Zeit keine Durchfälle bestehen
dürfen.
(Quelle: Dr. H. Ibel, Monatsschr. Kinderheilkunde 135 (1987),
S. 112-113. Anmerkung der SHG-HFI: Der Bericht wurde aus
Platzgründen gekürzt)
Eine Mitteilung von Prof. Dr. med. Bührdel, Leipzig, vom
13.02.1998:
Nach meinen Erfahrungen ist es besonders bei sehr jungen
Kindern mit Fructose-1,6-Bisphosphatase-Mangel notwendig,
sowohl längere Nüchternperioden zu meiden als auch eine
fructosearme Ernährung einzuhalten. Bei älteren Kindern ist
unter fructosehaltiger Ernährung die Gefahr der Hypoglykämie
nicht mehr sehr groß, diese Kinder können aber unter
fructosehaltiger Kost eine Laktatazidose entwickeln. Trotzdem
würde ich diesen Patienten natürlich weder Kochzucker noch
Sorbit empfehlen. Die tägliche Aufnahme an Fructose kann
deshalb über die Kontrolle des Laktatspiegels solange
gesteigert werden, solange der Laktatwert im Blut nicht über
2-2,5 mmol/l ansteigt und die Laktatausscheidung im Urin nicht
0,6 mmol/l überschreitet.